Manets Skandalwerk Frühstück im Freien rief Kunstkritiker wie Moralisten auf den Plan. Erstere tadelten ihn für seine neuartige Farbgebung und Pinselführung, Letztere für seine sinnliche Darstellung einer Nackten. Weibliche Akte galten nur als akzeptabel, wenn sie idealisiert, also in Form von Göttinnen dargestellt wurden. Eine allzu menschliche Nackte hingegen erregte Anstoß beim Publikum.
Manet als ersten impressionistischen Maler zu bezeichnen ist streng genommen verkehrt, doch hat er die französische Malerei des 19. Jh., vor allem die Impressionisten, aufgrund seiner unkonventionellen Sujets und seiner Pinseltechnik maßgeblich beeinflusst.
Manet selbst sah sich jedoch nicht als Revolutionär, obwohl er immer wieder harsche Kritik und niederschmetternde Schmähungen seiner Werke erfuhr. Sein Leben lang sehnte er sich nach öffentlicher Anerkennung.
Auch für die Thematik der Olympia, die eine lange Tradition in der Malerei hatte, wurde Manet für seine Art der Darstellung heftig kritisiert. Der schamlose Blick des Modells sowie das erotische Beiwerk (die Blumen eines Verehrers, der luxuriöse Schmuck) würden keinen Zweifel daran lassen, welchem Gewerbe die junge Frau nachgehe, so hieß es. Eine nackte Prostituierte, die frech die Rolle der klassischen Venus einnimmt, komme einer Verhöhnung der traditionellen Malerei gleich. „Die Beleidigungen treffen mich wie dichter Hagel“, schrieb Manet an seinen Freund Baudelaire.
Die alljährlich von der Jury des Pariser Salons abgelehnten Gemälde - wozu die beiden oben angeführten Werke Manets gehörten - waren ab 1863 in einer gesonderten Ausstellung im Salon des Refusés zu sehen. Dort konnte sich das Publikum eine eigene Meinung dazu bilden.
Anm.: Robert Emersons detaillierten Umschreibungen der beiden Skandalwerke sowie seine amüsanten Erläuterungen über die Reaktionen der Ausstellungsbesucher sind leider dem Rotstift zum Opfer gefallen.
Rebeccas Malerei war bereits vom künftigen Geist des Impressionismus durchdrungen, der zu ihrer Zeit jedoch noch nicht so genannt wurde. Hätte sie sich selbst mit Nicholas darstellen sollen, so hätte sie es höchstwahrscheinlich wie Claude Monet auf dem nebenstehenden Gemälde getan, das dessen Frau Camille mit Sohn Jean zeigt.
Auch Rebecca ging es nicht mehr so sehr um die Wiedergabe der Realität, sondern um den persönlichen Eindruck, das Gefühl des jeweiligen Augenblicks, die Impression. Ihr Lieblingssujet war von jeher die Natur: der Cottage-Garten, die umliegenden Wiesen und Weiden, die Meeresküste. Mit ihrer inneren Rebellion gegen die sie einengenden gesellschaftlichen Konventionen, brach sie zumindest mit denen, die in der Malerei vorgegeben waren. Locker getupfte Farben trieben ihr buntes Spiel auf ihrer Staffelei, die sie später auch außerhalb des heimischen Gartens aufstellte, um Licht und Schatten einzufangen. Rebeccas Malerei, der strengen Konturen und Farbkompositionen enthoben, war ihr Aufschrei nach Freiheit und persönlicher Ausdrucksweise.
1865 fand eine Gruppe französischer Maler zusammen, die, statt biblische Allegorien, antike Szenen und Heldenporträts zu malen, in die Pariser Straßen, Cafes und Parks hinausgingen, um so ganz alltägliche Szenen in einem festgehaltenen Moment zu dokumentieren. Unter ihnen waren Edouard Manet, Claude Monet, Edgar Degas, Berthe Morisot, Camille Pissarro und Pierre-Auguste Renoir. 1874 gaben sie zusammen mit anderen gleichgesinnten Malern eine Ausstellung. Dort war unter anderem obenstehendes Gemälde Monets zu sehen, das der Art der Malerei schließlich seinen Namen gab. Der Begriff Impressionismus war geboren.
Dem damals herrschenden Realismus, der in der fortentwickelten Fotografie seine Perfektion fand, setzten die malenden Künstler bewusst einen Trend entgegen, in dem das Individuum endlich wieder seinem Gefühl und seiner Stimmung Ausdruck verleihen konnte. Das einzig realistische Element dieser Stilrichtung ist das Sujet selbst, durch den Künstler gespiegelt. Waren bis dahin nur verklärende, heroische oder erhabene Motive (meist Auftragsarbeiten) dokumentiert, galt es nun das Banale, das Alltägliche festzuhalten. Somit haben die Impressionisten ein wunderbares Dokument des 19. Jahrhundert geschaffen.
Das rechts stehende Gemälde haben Rebecca und Robert in Paris bewundert und - zu Nicolaes Unverständnis - "stundenlang" über den gelungen Faltenwurf gefachsimpelt.
Allgemein jedoch wurden Monets Werke verspottet. Wie so viele seiner zeitgenössischen Malerkollegen litt auch er unter finanzieller Not.
Während des deutsch-französischen Krieges 1870/71 ließ sich Monet in London nieder, wo er sich intensiv mit den Werken Turners und Constables beschäftigte. Später kehrte er mehrmals dorthin zurück und malte Dutzende Ansichten vom Parlamentsgebäude und den Themsebrücken.
Erst 1880 war ihm durch seine berühmten Teichrosen-Bilder, die in seinem Garten in Giverny entstanden, endlich Erfolg beschieden. Er starb 86-jährig als wohlhabender Mann.
MEINE BUCHEMPFEHLUNG:
Monets Lebensgeschichte ist in dem wunderbaren Roman Die Frau im grünen Kleid von Stephanie Cowell verewigt worden. Die Autorin hat sich auf Künstlerbiografien spezialisiert.
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